Donnerstag, 11. Mai 2006

Scheiß Tag

Irgendwie sind es gerade die kleinen Dinge, die mir langsam aber sicher den Tag verderben. Es fing heute morgen damit an, dass ich der Versuchung unterlag und auf dem Weg zur Schule doch wieder eine Schachtel Zigaretten kaufte. Anschließend musste ich mir mal wieder eine total öde Doppelstunde Bio geben. Es ging weiter mit einem 1000m-Lauf, den ich zwar mit Mühe und Not schaffte, aber der doch schlauchte. Das anschließende Kugelstoßen, was ich nicht im mindesten auf die Reihe kriege, trug auch nicht zur Verbesserung der Laune bei. Der leere Kühlschrank war nicht ganz so tragisch, die pochenden Kopfschmerzen, die sich langsam vom Nacken her hochziehen und die durch den draußen herrschenden Baulärm auch nicht wirklich besser werden. sind es dann schon eher. Überhaupt: diese doofe Baustelle nervt. Es ist laut, staubig und ständig wird irgendwas gekappt. Mal die Wasserleitung, mal die Stromleitung, mal Internet oder Telefon oder gleich komplett der Kontakt zur Außenwelt, indem man die Straße vor der Auffahrt aufreißt. Und das schlimmste ist wohl, dass, obwohl eigentlich niemand so recht eine neue Straße wollte, die Stadt sich nur zu 10% an den Kosten beteiligt, dass heißt 90% dürfen die Anlieger - wir - zahlen.

Weitere Ärgernisse des Tages waren dann, dass ich feststellte, dass ich morgen doch tatsächlich eine meiner heißgeliebten Freitag-morgen-Freistunden opfern muss. Irgendein Depp hat sich überlegt, die Klausur morgen in der zweiten und dritten Stunde zu schreiben. Super. Mein Brenner will auch nicht so, wie ich will. Das heißt ich darf mir nachher beim Gitarrenunterricht bestimmt erstmal wieder was anhören, weil ich mit keinen neuen Vorschlägen aufwarten kann. Und mal wieder hat einer der Kerle gezeigt, wie unzuverlässig er ist. "Ich komm dann morgen mal wieder nach der Arbeit vorbei." Mhm ... klar. Seh ich ja. Arsch. Gut, hätte ihn wohl ohnehin nur abgewimmelt, aber Absagen ist ja nicht zuviel verlangt oder? Und dazu kommen dann auch noch ein paar körperliche "Unpasslichkeiten". Klasse ... wenn dann aber auch echt immer alles auf einmal.

Aber hey ... nach außen immer schön weiterlächeln, das sind schließlich keine richtigen Probleme. Mir geht es gut und solange wie ich daran glaube lässt sich alles andere auch wieder erfolgreich verdrängen. Am besten einfach ins Bett legen, Decke über den Kopf ziehen und hoffen, dass es bald vorbei ist.

Leid und Oberflächlichkeit

Wie die Dinge sich wohl anfühlen,
wenn sie denn noch ganz wären?


Eine wohl eher rhetorische Frage von Kettcar, die aber trotzdem dazu anregte sich mal wieder auf mein geliebtes "Was wäre wenn?"-Spiel einzulassen. Was wäre, wenn mein Selbstwertgefühl, mein Vertrauen - also wohl eher meine Naivität - gegenüber allen Menschen noch ganz wäre? Was wäre, wenn ich nie negative Erfahrungen gemacht hätte, nie auf die Schnauze gefallen wäre, nie enttäuscht worden wäre? Was wäre, wenn ich nie "schlimme" Dinge (mit)erlebt, gesehen hätte? Wäre ich dann heute der Mensch, der hier sitzt und sich über sowas Gedanken macht? Vermutlich nicht. Denn dann wäre mein Leben an mancherlei Punkten gewiss in eine ganz andere Richtung gegangen. Vielleicht würde ich dann jetzt irgendwo mit einer Horde Mädels in einem Café sitzen und darüber diskutieren, ob man Sandalen mit oder ohne Socken trägt oder welche Typ den tollsten Hintern hat. Und vermutlich hätte ich auch einen ganz anderen Freundeskreis.
Denn was auch immer man über die Menschen, die ich zu meinen Freunden zähle, sagen will, Oberflächlichkeit kann man ihnen nicht vorwerfen. Jeder einzelne von ihnen hat eben nicht nur die Sonnenseiten des Lebens gesehen. Aber was vielleicht viel entscheidender ist: (noch?) ist keiner von ihnen daran zerbrochen.

Es ist eine böse Wahrheit, dass uns Leid reifer macht, den Farben unseres Wesens mehr Glanz, unseren Worten mehr Tiefe verleiht. Sofern das Leid uns nicht ganz zerstört, uns allen Glauben und alle Hoffnung raubt und die Achtung vor den kleinen, doch unerläßlichen Dingen des Lebens.

Anne Rice bringt es damit meiner Meinung nach recht gut auf den Punkt. Ist es nicht so, dass schlechte Zeiten einen Menschen entweder über sich hinauswachsen lassen oder ihn zerstören? Und ist es nicht auch so, dass Menschen, die die Tiefen des Lebens kennen, die Höhen meistens viel besser auszuleben wissen? Und überhaupt sind es doch gerade sowelche Menschen, mit denen man die tiefgründigsten Gespräche führen kann, jenseits von allem oberflächlichen Small Talk.

HG

Dreh dich um,
dreh dich um.
Vergiß deine Schuld, dein Vakuum.
Wende den Wind, bis er dich bringt
weit zum Meer.
Du weißt, wohin.

...

Der Trend geht zum Zweit­blog.

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