Erinnerungen

Mittwoch, 28. Juni 2006

...

Fast drei Jahre ist es jetzt her und doch erscheint es mir manchmal (so wie heute) so, als wäre es erst ein paar Tage her.

Die Haustür, die morgens um 6 Uhr ins Schloss fiel und das Auto, das kurz darauf die Einfahrt verließ. Der Radiowecker, der um 7 Uhr ansprang , das Lied, das in dem Moment lief (Jeannette - Kick you out my life, irgendwie passend wie sich im Nachhinein makabererweise herausstellen sollte) und ich glaube unterbewusst war es mir in dem Augenblick schon klar. Kurz darauf der Anruf: "Na, seid ihr alle wach? Sollt ja nicht zu spät zur Schule kommen." und der Schlußsatz mit einer Stimme, die nur zu deutlich verriet, dass sie die Tränen nur mühsam zurück hielt: "Nini, es geht zu Ende."
Die widerstreitenden Gefühle ins Krankenhaus oder zur Schule zu gehen. Das Pflichtgefühl siegte. Die horrorenden sechs Stunden Schule, in denen alles nur wie durch dichten Nebel zu mir durchdrang und immer noch der Gedanke herumschwirrte zum Krankenhaus zu gehen. Der Weg von hinten durch den Wintergarten ins Haus, meine Mutter die im Flur stand und mich unter Tränen in den Arm nahm. "Heute morgen um 9 Uhr war es vorbei."
Heidi, die total aufgelöst klingelte, mich in den Arm nahm, einmal durch den Flur lief und total konfus wirkte. "Wo ist sie?" - "Beim Beerdigungsinstitut."
Der Griff zum Telefon, die paar wenigen Worte mit tränennasser Stimme: "Es ist vorbei." - "Was ist vorbei?" - "Er ist tot." - "Ich bin in einer halben Stunde da." Jana, die tatsächlich eine halbe Stunde später vor der Tür stand und mich in den Arm nahm. Janas Mutter, meine Mutter, Jana und ich, wie wir alle vier weinend im Flur standen.

Mittwoch, 17. Mai 2006

Käfer

Wieso erinnert mich nach nun fast drei Jahren nur ein Geruch immer noch an ihn? Oder was vielleicht eher entscheidend ist, wieso häufen sich in letzter Zeit die Dinge, die ich mit ihm assoziiere? Ein Film, ein bestimmter Geschmack (wieso hasse ich Kokusnüsse eigentlich seitdem?) oder eben ein bestimmter Geruch. Und wieso tun die Erinnerungen manchmal immer noch so weh? Ist doch eigentlich alles längst abgehakt und diesmal nicht bloß verdrängt, sondern zum Großteil wirklich verarbeitet.
Vielleicht liegt es einfach an der Art und Weise wie das alles abgelaufen ist. Mehr oder weniger sitzengelassen werden, ohne ein Wort der Erklärung und hinterher festzustellen, das er gleich zur nächsten gehüpft ist, ist nicht so ein erbauendes Gefühl. Und das, obwohl mir eigentlich von Anfang an klar war, dass er ein Arsch ist. Und bis heute immer noch die Frage, die wohl ewig auf eine Antwort warten muss: Warum hast du dich überhaupt auf ihn eingelassen?
Naja ... zumindest war ich anschließend wenigstens einmal in meinem Leben konsequent und habe den Kontakt komplett abgebrochen. Und trotzdem bleiben ein paar Wunden zurück, die vielleicht nie vollständig verheilen werden ...

Lehrer

Vorhin mal wieder ein schönes Erlebnis gehabt. 5-Minuten-Pause und wie so oft findet sich der Großteil der Raucher der Stufe in der nicht so ganz offiziellen Raucherecke, die noch mehr oder weniger auf dem Schulhof liegt, ein. Die normale Reaktion der Lehrer, die dort vorbei kommen, sind entweder ein missbilligender Blick oder der Kommentar, dass die Raucherecke ja eigentlich am Obst und Rauchen auf dem Schulhof nicht gestattet sei. Nicht so mein Mathelehrer. Der stiefelt an uns vorbei, grinst, bleibt stehen, holt seine eigene Schachtel Zigaretten vor, zündet sich eine an, bemerkt nur ganz trocken: "Ihr sollt doch nicht soviel rauchen!" und geht unter dem gutmütigen Gelächter davon.

Überhaupt ist der Mensch genial. Pädagogisch meiner Meinung nach zwar eine absolute Null, aber dafür hat er so eine tolle Art von Humor. Zum Beispiel irgendwann letztes Jahr. Ich sitze in der Mathestunde, wie immer eigentlich keine wirkliche Lust aufzupassen und es gibt ja auch tausend wichtigere Dinge. In dem Fall war es dann eben mal die Hände einzucremen. Ich creme mir also die Hände ein, denk mir nichts Böses dabei und als ich dann aufgucke, fange ich einen total giftigen Blick von besagtem Mathelehrer auf. "Na, soll ich zur nächsten Stunde mal nen Schminkspiegel mitbringen?" Die einzig logische Antwort darauf: "Klar!" Aus dem giftigen Blick wird ein breites Grinsen. "Gut, aber nur, wenn ich mir dann auch nen Aschenbecher mitbringen darf!"

Hachja ... manchmal sind Lehrer eben nicht nur Feinde, sondern auch Menschen, mit denen man hin und wieder mal Lachen kann.

Samstag, 6. Mai 2006

DSW

hm ... Ich bin mir nicht sicher, ob ich schon einmal etwas darüber geschrieben hatte, aber gerade ist es wieder aktuell geworden. ^^ Vielleicht fange ich einfach mal mehr oder weniger am Anfang an: Ich habs ja nicht so sehr mit der Zeit, aber es muss wohl irgendwann im Sommer 2002 gewesen sein, als ich auf die Internetseite der DangerShadowWolfs traf. Aber was genau sind waren die DSW eigentlich? Sie waren eine Gruppe von Jugendlichen, die ein Chat-RPG samt Homepage aufgezogen hatten. Das Leben eines Wolfsrudels wurde mehr oder weniger (wohl eher weniger ;)) realitätsnah nachgestellt. Sollte es jemanden interessieren, mehr Infos gibt es hier.
Naja ... auf jeden Fall wurde ich auch recht bald Mitglied dort und 'verlebte' dort zwei (zwar nicht immer, aber doch meistens) schöne Jahre. Ich lernte einiges über mich, über den Umgang mit anderen und dem Internet, ließ mir das erste mal das Herz brechen, schloss Freundschaften, die noch bis heute halten und traf auch das erste mal Menschen aus dem Internet. Naja ... aus verschiedenen Gründen entschloss ich dann für mich irgendwann im Sommer 2004 die DSW zu verlassen und schloss das Kapitel für mich geistig eigentlich auch ab. Kurze Zeit später wurden sie dann ohnehin aufgelöst und abgesehen von ein paar halbherzigen Wiederbelebungsversuchen und melancholischen Gesprächen mit alten Mitgliedern erinnerte auch nicht mehr viel an das Rudel.

Bis dann vor ein paar Wochen eine Mail kam und erneut jemand einen dieser Wiederbelebungsversuche startete. Obwohl das vermutlich falsch ausgedrückt ist. Es ist wohl viel mehr der Versuch einander nicht gänzlich aus den Augen zu verlieren und hin und wieder eben doch mal wieder in Erinnerungen zu schwelgen.
Und mehr oder weniger durch Zufall kam ich dann heute auf die Idee mal in den alten Chat zu gucken und siehe da: Es saßen doch glatt zwei Menschen drin. Und irgendwie fiel es so doch leicht mal wieder für eine Stunde in die alten Wolf-Charaktere zurückzufallen und zumindest für eine Weile war alles so wie früher. Es kam mir vor, als wäre es nicht zwei Jahre, sondern höchstens zwei Tage her. Klar, wir haben uns alle weiterentwickelt, sind ganz andere Menschen geworden, aber trotzdem war es mal schön das alles zu ignorieren und quasi in der Vergangenheit zu leben.

Dienstag, 25. April 2006

Gedankenfetzen

Noch eine dieser Erinnerungen, die vor ein paar Wochen irgendwo aus der Tiefe meines Gedächnisses hochstieg und mich seitdem nicht immer, aber doch immer mal wieder boshaft anzugrinsen scheint.

Das muss jetzt schon mindestens fünf oder sechs Jahre her sein. Folgende Situation: Meine Eltern hatten etwa ein halbes Jahr getrennt voneinander gelebt, da mein Dad zwischenzeitlich eine andere gehabt hatte und mit ihr eben auch zusammen eine Wohnung genommen hatte. Irgendwann hatte der Mann der anderen sie quasi wieder "zurückgekauft", das heißt, sie ließ meinen Dad eiskalt sitzen, nachdem er für die neue Wohnung seine Lebensversicherung aufgelöst und einiges an gespartem Geld ausgegeben hatte. Nun gut, ich kann nicht behaupten, dass er mir damals besonders leid tat oder das ich den vollen Ausmaß dieser Problematik überschaute.
Naja, auf jeden Fall hatte mein Vater sich die Idee in den Kopf gesetzt, dass er zurück zu meiner Mutter und damit ja auch zu uns wolle. Verständlicherweise war meine Mum unschlüßig, ob sie darauf jetzt eingehen sollte und deshalb beschloss sie eine Woche in den Urlaub zu fahren und uns bei meinem Vater zu lassen. Das alles wäre vermutlich gar nicht mal so tragisch geworden, hätte ich ihn irgendwann beim Abendbrot in meiner kindlichen Naivität nicht gefragt: "Papa, was machst du eigentlich, wenn Mama dich nicht zurücknimmt?" Die kurze, dafür aber umso erschütternde Antwort: "Erschießen?!" Vielleicht war es auch gar nicht dieses Wort an sich, was sich so festgefressen hat, sondern viel mehr dieser hoffnungslose Blick, der wenig Zweifel daran ließ, dass es sein Ernst war.

Mittlerweile frage ich mich, wie verzweifelt und fertig man sein muss, um seiner 11- oder 12-jährigen Tochter sowas ohne weiter darüber nachzudenken entgegen zu schleudern. Wie kann man überhaupt so egoistisch sein und an Selbstmord denken, wenn es Menschen gibt, die einen brauchen? Ist es richtig anderen weh zu tun, nur um es selbst leicht zu haben?

Aber wenn man mal bedenkt, wie es dann am Ende gekommen ist, kann man über die Ironie des Schicksals wirklich nur den Kopf schütteln und sich fragen, warum es einem manchmal so böse mitspielt.

Und was vielleicht das schlimmste an sowelchen Erinnerungen ist: man kann sie nie vollends verarbeiten, weil man nicht mehr die Chance hat dem anderen Menschen zu sagen, wie sehr er einen damit verletzt hat oder eine Erklärung für sowelche Sachen zu verlangen.
Klar, man kann mit anderen darüber reden, aber irgendwie bleibt dabei immer ein schales Gefühl zurück. Zum einen bricht dadurch alles nur wieder auf und zum anderen fühlt man sich mies dabei schlecht über jemanden zu reden, der sich nicht mehr dagegen wehren kann.

Aber es ist eben nicht so leicht Tote immer nur in guter Erinnerung zu behalten ...

Mittwoch, 19. April 2006

Gefühl

Glatt wie Eis,
kalt wie Stein und ohne ungewollte Schwäche.
So sieht der perfekte Mensch für mich aus.
Gefühle sind Schwäche ... Schwäche ist schlecht.

Es ist zwar mittlerweile fast drei Jahre her, dass ich diesen Satz zum ersten mal las und vielleicht hat der Mensch, der dies schrieb seine Einstellung mittlerweile überdacht, aber irgendwie treibt einem das doch jedesmal wieder einen kalten Schauer über den Rücken.
Komisch irgendwie, dass mir diese Aussage zwar nicht immer, aber immer mal wieder im Kopf rumspukt. Manchmal drängt sich die Frage auf, ob nicht doch etwas wahres dran ist. Mitunter machen Gefühle eben doch schwach, angreifbar und verletztlich. Aber sollte man sich deswegen jede menschliche Emotion verbieten? Sollte man wirklich versuchen sein Herz durch einen Stein zu ersetzen?
Noch bin ich nach wie vor der Meinung, dass die eindeutige Antwort "Nein" ist. Ist die Welt nicht auch so schon kalt genug?

HG

Dreh dich um,
dreh dich um.
Vergiß deine Schuld, dein Vakuum.
Wende den Wind, bis er dich bringt
weit zum Meer.
Du weißt, wohin.

...

Der Trend geht zum Zweit­blog.

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