Mittwoch, 19. April 2006

...

Krass, wie klein und nebensächlich manchmal doch die Dinge sind, die einem Sachen in Erinnerung rufen, die man vielleicht nicht verarbeitet, aber doch zumindest mehr oder weniger erfolgreich verdrängt hat. Und was mich im Moment wirklich schockt ist, dass Wunden, die fast drei Jahre lang so taten, als würden sie langsam vernarben plötzlich, ohne wirklich erkennbaren Grund, wieder aufbrechen. Klar, es gab immer mal Augenblicke, in denen einiges hoch kam, aber heute kam es mit lange nicht mehr gekannter Intensität.
Was das ganze vielleicht noch schlimmer macht ist, dass es eben so unverhofft kam. Auf viele Sachen kann man sich schon vorher einstellen oder sich eben mit der Zeit daran gewöhnen. Aber es ist eben komisch, weil es nicht das erste mal (und vermutlich auch nicht das letzte mal) ist, dass bei einem Lied die Erinnerungen hochkamen. Aber diesmal war und ist es eben anders ...
Vielleicht liegt es ja nur ganz einfach daran, dass mir im Moment einfach zuviele Dinge im Kopf rumgehen und mein Verdrängungsmechanismus wohl auf Dauer nicht mit allem fertig wird ... und auch das Akkord-Bloggen bringt bisher nicht den gewünschten Erfolg. Aber wie soll dass denn weitergehen? Ich kann doch nicht in zehn Jahren immer noch an Dingen knabbern, die auch heute schon Jahre zurückliegen ... irgendwann muss das doch auch mal aufhören ...

Ich versteh es einfach nicht ... die Welt war bis vor ein paar Stunden doch noch, wenn schon nicht in Ordnung, dann doch zumindest akzeptabel. Woher kommt dann auf einmal wieder diese Hoffnungslosigekeit? Und warum will es meinem Verstand nicht gelingen meine Seele - oder was auch immer für das geistige Befinden zuständig ist - davon zu überzeugen, dass doch alles eigentlich gar nicht so schlimm ist und das zu einem Zeitpunkt, aus einem anderen Blickwinkel alles wieder ganz anders aussieht? Warum gelingt es mir nicht den dunklen Gedanken Herr zu werden und sie dahin zurückzudrängen, wo sie hingehören?

Gefühl

Glatt wie Eis,
kalt wie Stein und ohne ungewollte Schwäche.
So sieht der perfekte Mensch für mich aus.
Gefühle sind Schwäche ... Schwäche ist schlecht.

Es ist zwar mittlerweile fast drei Jahre her, dass ich diesen Satz zum ersten mal las und vielleicht hat der Mensch, der dies schrieb seine Einstellung mittlerweile überdacht, aber irgendwie treibt einem das doch jedesmal wieder einen kalten Schauer über den Rücken.
Komisch irgendwie, dass mir diese Aussage zwar nicht immer, aber immer mal wieder im Kopf rumspukt. Manchmal drängt sich die Frage auf, ob nicht doch etwas wahres dran ist. Mitunter machen Gefühle eben doch schwach, angreifbar und verletztlich. Aber sollte man sich deswegen jede menschliche Emotion verbieten? Sollte man wirklich versuchen sein Herz durch einen Stein zu ersetzen?
Noch bin ich nach wie vor der Meinung, dass die eindeutige Antwort "Nein" ist. Ist die Welt nicht auch so schon kalt genug?

Einsam

Zu viele Menschen, die ich täglich seh,
schmelzen dahin wie gerade gefallner Schnee.
Tausend Gesichter, hundert Stimmen um mich rum,
in einem Strom der mitreißt, bis zur Ernüchterung.

Ich fühl mich so einsam,
keiner ist da, deshalb einsam.

Die Ignoranz lässt Menschen einfach nicht sehn,
als ob sie sich andauernd um sich selber drehn.
Ich könnte sterben und ich will es eigentlich auch
und man würde weiterfließen, wie um einen Stein der nicht untertaucht

Ich fühl mich so einsam,
keiner ist da, deshalb einsam.

So viele Menschen, die ich gerne seh,
lösen sich auf, wie Regentropfen im See,
denn im letzten Stück vorm nächsten Augenblick,
ist eine Türe offen, durch die nur einer blickt.

Ich fühl mich so einsam,
so viele sind da, deshalb einsam.

The Wohlstandskinder

Zwei Gedanken, die mir bei diesem Songtext kamen. Zum einen der, dass man in den entscheidenden Augenblicken, also dann, wenn es einem wirklich dreckig geht, ohnehin fast immer auf sich gestellt ist. Andere Menschen sind nicht da oder vielleicht viel eher andere Menschen will man mit seinem Mist nicht belasten und sie damit runterziehen.
Aber was soll eigentlich schon wieder diese Verallgemeinerung? Ich will andere nicht mit meinen Problemen belasten, weil gerade die Menschen in meinem näheren Umfeld selbst genug mit ihren eigenen Problemen beschäftigt sind. Jeder hat seinen eigenen Packen zu tragen und im Gegensatz zu den Lasten von anderen erscheint mir meine eigene zu gering, um andere Leute damit zu belästigen.
Klar, manchmal muss doch der ein oder andere leiden, aber meistens eben erst dann, wenn ich das Problem für mich soweit gelöst habe, dass es mich nicht mehr total runterzieht oder ich selber nicht mehr weiterkomme und auf den Rat oder die Hilfe von anderen angewiesen bin.
Gut, hin und wieder passiert es eben doch, dass man mich auf dem falschen Fuß erwischt, wenn dann eben doch mal eine dieser geistigen Krisen da ist und man ausgerechnet in dem Augenblick auf die Idee kommt mich anzusprechen. Da kommt dann eben mein schlichtes Gemüt zu tragen, je nachdem wie sehr ich dem Menschen vertraue, wird er dann eben mit meinen Problemen belästigt.
Aber im Endeffekt bin ich eben doch der Meinung, dass man die meisten seiner Probleme alleine bewältigen muss, zum einen, weil das niemand anders für einen erledigen kann und zum anderen, weil in den seltensten Fällen jemand da ist.

Der zweite Gedanke war, dass es soviele Menschen gibt, die mal wichtig waren, ohne die man meinte nicht mehr leben zu können, die aber letztendlich doch wieder in der Versenkung verschwunden sind, an die man heute in den seltensten Fällen noch einen Gedanken verschwendet.
Irgendwie fällt es in der Masse der Menschen, denen man begegnet auf Dauer zunehmend schwer, die wirklich wichtigen nicht aus den Augen zu verlieren, ja überhaupt erstmal herauszufinden, wer wichtig ist oder werden könnte. Und ich kriege immer mehr das Gefühl, dass ich es nicht mehr schaffe auf die einzelnen Personen und ihre Probleme einzugehen.
Vielleicht ein Widerspruch in sich, dass man sich trotz der vielen Menschen, die einen umgeben, sich manchmal das Gefühl der Einsamkeit nicht abschütteln lässt ...

Unverständnis

Was ist eigentlich los in Deutschland? Wenn man sich mal so umschaut, dann könnte einem doch echt schlecht werden. Die Hälfte der Bevölkerung scheint total verblödet, die andere depressiv zu sein. Ersteres mag desöfteren täuschen, letzteres sieht man dafür erst nach mehrmaligem Hinschaun oder auch nur durch Zufall.
Immer wieder erschreckend, wie perfekt es doch die meisten Menschen verstehen ihre wahre Gefühle hinter einem Lachen zu verbergen. Und vielleicht noch viel erschreckender, dass man doch immer wieder auf diese Maskarade hereinfällt.
Aber mir, als scheinbar vergleichsweise einfach gestricktem Menschen, fällt es in den meisten Fällen schwer meine Gefühle so zu verbergen. Ich weine, wenn ich traurig bin und lache, wenn es mir gut geht und nicht umgekehrt. Wem nützt es denn, wenn ich meine wahren Gefühle verberge, alles in mich reinfresse und es nie rauslasse? Das würde die Probleme doch auch nicht kleiner oder besser machen, wohl eher im Gegenteil.

Und mal wieder fehlen, wie so oft in letzter Zeit, die Worte, um all das, was mir im Kopf rumgeht in Worte zu fassen.
Am Ende bleiben eben doch nur Hilflosigkeit und Unverständnis. Unverständnis darüber, wie man sein Heil darin suchen kann seine Gefühle zu verbergen und sich selber wehzutun. Unverständnis darüber, dass es einem nicht möglich ist sowelchen Menschen wirklich zu helfen. Unverständnis darüber, wie man jemandem, der einen Selbstmordversuch hinter sich hat, mit der Begründung abweisen kann, dass nicht genug Therapieplätze zur Verfügung stehen.

Und natürlich - wie am Ende jedes Tages - die Hoffnung, dass die Welt morgen wieder besser aussieht. Auch wenn ich denke, dass in dem Punkt hoffen vergebens ist ...

Nachtrag:
Etwas positives lässt sich dem ganzen jedoch auch mal wieder abgewinnen: Irgendwie scheinen die Probleme, mit denen ich mich die meiste Zeit rumschlage mal wieder nichtig, wenn man sich anguckt, wie es anderen Leuten geht. Hin und wieder scheint es wirklich nötig zu sein daran erinnert zu werden, dass die eigenen Probleme eben doch nicht so tragisch sind.

HG

Dreh dich um,
dreh dich um.
Vergiß deine Schuld, dein Vakuum.
Wende den Wind, bis er dich bringt
weit zum Meer.
Du weißt, wohin.

...

Der Trend geht zum Zweit­blog.

Aktuelle Beiträge

Seufz...
"Was uns eint ist weniger Gemeinsamkeit Als der Weg...
Kashmir (Gast) - 19. Feb, 17:26
Und dann kam der Tag,...
Und dann kam der Tag, an dem ich sagte: "Sollte ich...
night shadow - 10. Jul, 01:49
Manche Tage fallen so...
Manche Tage fallen so aus der Reihe, dass einem am...
night shadow - 8. Jul, 01:50
Schneller wirst du gehen
... Guten Morgen - Mörder der Magie. Mit seinem...
night shadow - 7. Jul, 02:12
Das ist Dead-Poets-Society-würdig, ...
Das ist Dead-Poets-Society-würdig, Wilson... Danke...
Keating (Gast) - 6. Jul, 11:04

Suche

 

Status

Online seit 6940 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:08

♫ lyrics ♫
♫ Suchtlieder ♫
Alltagsmomente
Ärgernisse
Aufruhr
Club der toten Dichter
Erinnerungen
Gedankenchaos
Gute Vorsätze
Herzscheiße
just thoughts
Krimskrams
Lichtblicke
Memo an mich
Momentaufnahmen
Philosophisches
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren