Mittwoch, 20. Februar 2008

...

Da stehen wir also und halten uns beide an unserer Zigarette fest. Wann habe ich ihn das letzte Mal gesehen? Vor einem Jahr? Oder ist es sogar noch länger her? Ich weiß es nicht mehr. Klar ist nur, dass er sich nicht verändert hat. Nicht das allerkleinste bisschen. Gut, die Frisur ist anders, aber damit hat es sich auch schon. Die selbe Lache, die übliche Geldnot, die fast schon obligatorische Flasche Bier.
All das scheint plötzlich wieder so nah zu sein und doch meilenweit entfernt: Die lauen Sommernächte mit viel Alkohol, viel Gelächter aber auch viel Streit, Konflikten und Ärger. Ganz so als hätte all das ein anderer Mensch erlebt, als hätte er mir nur mehr als einmal ausführlich davon erzählt.
Ich brauche mich gar nicht zu fragen, wer von uns sich verändert hat. Ich weiß, dass ich es bin. Nein, eigentlich bin ich mir gar nicht so sicher, ob sich überhaupt jemand verändert hat. Eigentlich hatten gerade wir zwei uns nie besonders viel zu sagen. Und die gewissermaßen antrainierte Vertrautheit ist logischerweise verloren gegangen mit der Zeit.
Wir stehen also da und schweigen uns an. "Und, was machen die anderen so?" - "M. hat eine Freundin." - "Ach, echt?" Geheuchelte Überraschung meinerseits (ja, ich schäme mich auch ein bisschen dafür, aber es war irgendwie ein Reflex). "Ja ... und S. der ist jetzt ja da irgendwo ..." - "Studiert der nicht in P.?" - "Ja, ja ... genau."
Schweigen. Ich traue mich gar nicht zu fragen, wie es um ihn steht, denn ich kann mir die Antwort irgendwie denken. Job: Fehlanzeige, erfülltes Leben: negativ.
Unbeholfene Versuche ein Gespräch in Gang zu bringen: "Hey, die Bank ist ja gar nicht mehr da!" Irritierte Blick hinter mich, bis es mir dämmert: "Ach, du meinst den Tisch?" - "Ja, genau, unseren Stammtisch." Er grinst, ich lächele gezwungen. "Ja ... der ist schon lange nicht mehr hier." Vielleicht war dieser alte, verrottete Holztisch ein bisschen das Symbol für unsere Clique. Eigentlich war klar, dass das nicht für immer, ja eigentlich nicht einmal besonders lange Bestand hat, haben kann.
Meine Füße frieren, aber ich zünde mir trotzdem noch eine Zigarette an. Eine Weile rauchen wir schweigend. "Naja, in Diskos und so geh ich ja auch nicht mehr." - "Nee ... ist ja auch teuer und die Musik ist auch doof ..." - "Ja, ne. Rauchverbot!" Wieder gucke ich ihn irritiert an. "Wie? Jetzt schon? Also, ich mein in NRW?" - "Wie, etwa nicht?"
So und ähnlich ergibig verlief auch der Rest des Gespräches, bis er mir die Chance bot endlich zu flüchten: "Ich geh mal kurz pissen. Wie immer." Er grinst schon wieder sein scheeles Grinsen. "Du ... ähm ... ich glaube ich geh dann auch mal wieder. Mir ist kalt." Ich lächele entschuldigend, er wirkt enttäuscht.
Und als ich schnellen Schrittes die Straße zurück zu meinem Haus gehe, denke ich nicht zum ersten Mal: Gut, dass ich da noch rechtzeitig rausgekommen bin.

Löffeleier

Woran merkt man, dass es langsam Frühling wird?
Genau: Daran, dass die Löffeleier wieder in den Regalen stehen. Und das entschädigt für vieles. Fast sogar für die fünf Stunden Klausur. Aber nur fast.

HG

Dreh dich um,
dreh dich um.
Vergiß deine Schuld, dein Vakuum.
Wende den Wind, bis er dich bringt
weit zum Meer.
Du weißt, wohin.

...

Der Trend geht zum Zweit­blog.

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