Freitag, 3. April 2009

Ein Tag voller Klischees

Es gibt Tage, an deren Ende ich mich frage, was eigentlich kaputt gegangen ist.

Es begann mit dem bereits geschilderten Besuch beim Zahnarzt. Schmerzhafte Zahnarztbesuche sind in meinen Augen ziemlich klischeehaft.

Der Aufbruch zum Bahnhof präsentierte sich ähnlich untypisch typisch: Auf der Hälfte des Weges zur Bushaltestelle stellte ich fest: "Mist, neues Semesterticket vergessen." Also umdrehen, vor der Haustür feststellen, dass sich der Schlüssel in der Tasche des Wintermantels liegt, der an der Gadrobe hängt. Sturmklingeln, Tür öffnen lassen, verzweifelt das Semesterticket suchen, dass man im Aufräumwahn "gut" weggelegt hatte. Es irgendwann im Uni-Rucksack finden, was ja theoretisch sinnvoll ist.

Auf dem erneuten Weg zur Bushaltestelle lief mir dann ein Trupp männlicher, südländisch angehauchter Jugendlicher über den Weg, die alle gleich aussehen und die selbe Kleidung trugen: helle Jeans und ein weißes Muskelshirt. Ich liebe solche Begegnungen.
"Buh", brüllte der eine, als ich an ihm vorbei lief. Seltsam irgendwie, dass man ein minimales Zusammenzucken nicht vermeiden kann, obwohl man mit so etwas rechnet.

Im Zug (der natürlich mit fünf Minuten Verspätung den Bahnhof verließ), saß in meiner unmittelbaren Nähe ein jugendliches Pärchen, dass für einen Campingurlaub nach Hamburg fuhr (ja, das habe ich trotz MP3-Player alles mitbekommen). Traumhaft.
Sie quakte die erste halbe Stunde so laut in ihr Handy, dass es zeitweise sogar die Musik aus meinen Kopfhörern übertönte. Die restlichen zehn Minuten verbrachte sie dann damit ihren Freund zu terrorisieren: "Schatz, ich habe Durst. Hol mir mal die Flasche Fanta aus der Reisetasche." oder auch: "Schatz, gib mir deinen MP3-Player. Hast du da neue Videos drauf?"

Die Rückfahrt im Zug verlief vergleichsweise harmlos: Das einzige was meine Musik kurzfristig übertönte, war das gleich zwei Mal in übertriebener Lautstärke proklamierte: "Und dann hast du in der Unterhose auf der Treppe gesessen."
Das wir fünf Minuten Verspätung hatten muss ich nicht extra erwähnen oder?

Am heimischen Bahnhof wollte ich den Klischees dann entfliehen: Bevor ich blindlings in den nächstbesten Bus reinsprang, der die richtige Nummer trug, fragte ich den Busfahrer, ob das tatsächlich der in meine Richtung sei und stieg erst ein, nachdem ich er mir dies bestätigte.
Dafür war die Gesellschaft um so klischeebehafteter: Hinter mir saßen zwei Mädels, die den ganzen Bus unterhielten. "Boa, und der Hure habe ich sogar noch eine Party organisiert", "Wenn die mit dem ficken soll, dann soll sie ihn sich klarmachen" und ähnlich Sätze erreichten mein Ohr, bevor ich die Lautstärke kurzentschlossen bis zum Maximum aufdrehte.

Und dann war ich endlich an meiner Haltestelle angekommen und stieg aus. Die alte Frau, die am Fenster saß und die Straße wachsam im Auge behielt, habe ich einfach ignoriert und war froh, als ich endlich die Haustür aufschloss und zu Hause war.

Zahngeschichten II

Nein, Zahnarztbesuche werden wirklich nicht mein neues Hobby. Eigentlich genügt ein Wort, um meinen Morgen zusammen zu fassen: Aua.
Die Menschen in dieser Praxis waren relativ nett und nach etwa zwanzig Minuten Wartezeit saß ich dann auch vor der Ärztin. "Aha, aha ... ja, Sie haben da tatsächlich zwei kleine Löcher. Das ist aber schnell gemacht."
Ja ... "schnell" ist dann manchmal auch das Synonym für 45 Minuten Schmerzen. Das erste Loch war relativ schnell gemacht, auch wenn es nicht besonders angenehm war. Vorallem dieses komische Vibrier-Dings, das den kompletten Zahn zum wackeln brachte. Ein Traum!
Da ich ein bisschen wehleidig bin und die gute Frau bereits vorher gesagt hatte, dass das zweite Loch tiefer ist, als das erste, bat ich nun doch um eine Spritze. Das tat dann weniger weh, als befürchtet, brachte aber leider auch nicht den gewünschten Effekt. Also wurde nach kurzem Anbohren noch einmal nachgespritzt, doch auch das änderte nichts daran, dass das Bohren weiterhin weh tat.
'Passt schon', dachte ich mir und 'So schlimm kann es ja nicht werden'. Tja, denkste ... das Loch schien doch verdammt tief zu sein. Und ich dachte jedes Mal wieder: 'Nein, nein ... nimm den Bohrer nicht schon wieder in die Hand!'

Mittlerweile frage ich mich, ob ich nicht vielleicht doch eine Zahnarztphobie entwickeln sollte.
Aber ein paar positive Aspekte kann ich der Geschichte auch abgewinnen: Der ganze Spaß hat mich kein Geld gekostet (außer den zehn Euro Praxisgebühr jetzt) und als die Spritze dann anfing zu wirken, als ich die Praxis verließ, entschädigte mich das beinahe für den Rest des Morgens. Einfach weil es sich so lustig anfühlt, wenn plötzlich die ganze rechte Seite taub wird.

HG

Dreh dich um,
dreh dich um.
Vergiß deine Schuld, dein Vakuum.
Wende den Wind, bis er dich bringt
weit zum Meer.
Du weißt, wohin.

...

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