Donnerstag, 26. März 2009

Der Westfälische Frieden

Manche Dinge sind einfach typisch für mich. Um kurz vor 12 ging es ohne Frühstück zur Bushaltestelle. Der Plan war am Bahnhof noch ein Brötchen zu kaufen. Und wie so oft: Die Idee war gut, doch die Welt noch nicht bereit dafür.
Es irritierte mich zwar, dass der Bus am Alten Markt an einer anderen Stelle hielt als sonst, aber da dachte ich mir nichts weiter bei. Stutzig wurde ich erst, als der Bus statt links zum Bahnhof zu fahren rechts abbog. Da erinnerte ich mich plötzlich an die handschriftliche Notiz auf dem Busfahrplan, die ich bei anderer Gelegenheit flüchtig wahrgenommen hatte: „12:01 – fährt nur bis alter Markt, Umstiegmöglichkeiten vorhanden“.
Mist. Also stieg ich an der nächsten Haltestelle aus und begann zu beten, dass fünfzehn Minuten reichen, um den Bahnhof zu erreichen. Taten sie dann auch knapp, allerdings fehlte die Zeit zum Brötchen kaufen.
Nach der recht unspektakulären Bahnfahrt, begrüßte mich in Osnabrück Regen und ein fröhlich grinsender Mensch, der mich mit seinem Kaffeebecher etwas neidisch machte. Die nächsten Stunden vergingen mit kurzweiligem Geplauder über Gott und die Welt, mit Erinnerungen an die gute (und manchmal auch weniger gute) alte Zeit und mit dem Schmieden von neuen Plänen.

Wenn man sich dann mit den Worten "Jetzt haben wir ja endlich wieder etwas zu bloggen. Über die Dämonen der Vergangenheit." verabschiedet, dann ist das vermutlich schon merkwürdig genug. Aber wirklich seltsam wird es, wenn man darüber im ersten Moment noch lacht und sich dieser schale Nachgeschmack erst später einstellt.
An und für sich war es nämlich ein wirklich schöner Tag. Ein bisschen viel Regen und die Züge waren für meinen Geschmack auch zu voll. Aber es gab viel Kaffee, viele Erinnerungen und auch bei allen ernsteren Themen schwang das ironische Zwinkern irgendwie immer mit und ich hatte nicht das Gefühl jedes Wort vorher auf die Goldwaage legen zu müssen.

Nichtsdestotrotz, dieses bittere Gefühl bleibt. Wie kann es sein, dass Menschen auch nach all dieser Zeit ihre Präsenz nicht verloren haben? Wieso reichen ein paar wenige Sätze, um die Vergangenheit in Gedanken wieder herauf zu beschwören?
Darüber hinaus faszinieren mich manche Dinge nach wie vor: Zum Beispiel dass es auch bei Begebenheiten, die man schon gefühlte tausend Mal durchgekaut hat, immer noch Dinge gibt, die einen überraschen, je länger man darüber nachdenkt regelrecht erschrecken; die man nicht wusste und nicht einmal geahnt hat, obwohl sie vielleicht sogar ziemlich nahe liegend waren. Oder wie unterschiedlich zwei Menschen die selbe Situation wahr nehmen.

Aber darüber hinaus war es faszinierend, wie mit manchen Menschen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft geradezu zu verschmelzen scheinen und wie leichtfüßig man eine beinahe unübersichtliche Anzahl von Gesprächsthemen abklappert.

Ich hoffe jetzt einfach mal, dass das alles nicht allzu negativ klingt, denn das ist es keineswegs. Der Tag hat mich einfach nur ein wenig nachdenklich gemacht und es ist der Versuch die sich langsam einschleichenden Selbstzensur zu durchbrechen.

HG

Dreh dich um,
dreh dich um.
Vergiß deine Schuld, dein Vakuum.
Wende den Wind, bis er dich bringt
weit zum Meer.
Du weißt, wohin.

...

Der Trend geht zum Zweit­blog.

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