Montag, 24. April 2006

An deinem Grab

Grau in grau,
der Regen fällt.
Plötzlich war das Laub verwelkt.
Plötzlich war das Blut in dir gefrorn.
Plötzlich war es Herbst.
Die Stille drückt,
die Erde schweigt.
Auf dem weg nach unten zeigt
dir die Welt noch einmal ihr Gesicht.
Was wirst du sehn
wenn das Licht erlischt,
wenn der Wind der Zeit
deine Spur verwischt?
Was bleibt von dir
wenn nichts mehr ist?
Nur die gottverdammte angst
dass man dich vergisst.

Wer wird an deinem Grab stehn?
Wem wirst du wirklich abgehn?
Wem wirst du wirklich fehln?
Wer wird um dich trauern?
Wer wird deinen Tod bedauern?
wenn du nicht mehr bei uns bist?
Wer wird echte Tränen weinen?
Wer wird gar nicht erst erscheinen?
Wem wirst du wirklich fehln?
Wer wird sich nach dir sehnen?
Wie viele echte Tränen
fallen dann auf dich herab?

Wem glaubst du wirst du wirklich fehln?
Wer wird noch in Jahren von dir erzähln?
Wem glaubst du gehst du wirklich ab?
Wer glaubst du steht an deinem Grab?
Die Stille drückt,
die Erde schweigt.
Auf dem Weg nach unten zeigt
dir die Welt noch einmal ihr Gesicht.
Was wirst du sehn
wenn das licht erlischt,
wenn der Wind der Zeit
deine Spur verwischt?
Wer ist bei dir
wenn deine Stunde schlägt,
wenn sich die Ruhe
sanft um deine Schultern legt?

Megaherz

Mittlerweile ist irgendwo wieder die nötige Distanz da, um für mich selbst herauszufinden, was mich an diesem Lied eigentlich so fertig gemacht hat. Es ist definitiv nicht die scheinbare, eigentliche Botschaft des Liedes, sondern viel mehr etwas untergründiges. Vielleicht sollte oder könnte man es als schlechtes Gewissen bezeichnen. Obwohl es das nur zum Teil trifft. Auch mal wieder die unerwartete Konfrontation mit verdrängten Dingen.

Hm ... ok, ich glaube zumindest über letzteres hatte ich mich direkt anschließend schonmal ansatzweise ausgelassen, darum bleiben wir doch (erstmal?!) mal bei dem schlechten Gewissen. Irgendwie macht es mich doch betroffen, wenn mir nach ein oder zwei Wochen auffällt, dass ich so lange nicht mehr an einen Menschen gedacht hab, obwohl er doch so lange in meinem Leben war. Oder wenn ich mal Revue passieren lasse, wie oft ich ihn die letzten 3 Jahre besucht hab. Ich schäme mich fast es zuzugeben, aber ich kann diese Besuch fast noch an beiden Händen abzählen. Ich bin mir sicher, dass ich diesen Menschen nie ganz vergessen werde, aber es macht doch irgendwie traurig zu sehen, wie schnell man jemanden - zumindest zeitweise - aus seinen Gedanken verbannen kann. Hinzukommt, dass man sich an ganz banale Dinge wie die Stimme langsam aber nicht mehr erinnern kann und irgendwie ... weiß auch nicht. Mich macht es manchmal eben fertig.

Vermutlich ist das nicht einmal etwas, wegen dem man ein schlechtes Gewissen haben müsste, denn wahrscheinlich ist es ganz einfach ein normaler Prozess, dass man nicht mehr ständig an jemanden denkt, der nicht mehr da ist. Gewisse Leute verstehen es aber wirklich hervorragend einem ein schlechtes Gewissen in gewissen Situationen zu machen. Meine Oma beispielsweise hat es sich zur Gewohnheit gemacht bei jeder Familienfeier entweder zu erzählen, wann sie das letzte mal auf dem Friedhof war oder hingeht oder sonst irgendeine Geschichte über ihn zu erzählen. Irgendwie drückt das dann doch immer die Stimmung und in so welchen Moment frag ich mich, ob es fair ist glücklich zu sein und zu feiern. Aber mal ehrlich: Was soll man denn machen? Ich glaube nicht, dass er gewollt hätte, dass wir ewig um ihn trauern und nie wieder glücklich werden.
Aber ok ... diese "Er hätte es nicht gewollt"-Sätze verfehlen ihre Wirkung ohnehin meistens.

Tja ... was will man machen? Das einzige was scheinbar doch hilft ist die Zeit und drüber zu reden ... anfangs fiel es mir schwer drüber zu reden ohne anzufangen zu heulen, mittlerweile ist es besser. Vielleicht weil ich mittlerweile auch nur noch selten darüber rede und kaum jemandem die wirklich "ganze" Geschichte erzähle. Das warum ist in dem Fall auch eigentlich recht simpel. Ich denke mal, alle Menschen die sie hören wollten haben sie gehört und ansonsten trete ich das Thema generell eher weniger gerne platt, weil ich immer das Gefühl dabei habe, dass andere denken könnten, dass ich das nur erzähle um Mitleid zu bekommen.
Aber irgendwo hab ich mich mit der Situation eben abgefunden und es gibt da auch eigentlich nichts zu bemitleiden. Ach ... ich weiß auch nicht. Ist halt nach wie vor ein schwieriges Thema, bei dem es mal wieder verdammt schwer fällt die Gedanken zu ordnen und sie in Worte zu fassen.

HG

Dreh dich um,
dreh dich um.
Vergiß deine Schuld, dein Vakuum.
Wende den Wind, bis er dich bringt
weit zum Meer.
Du weißt, wohin.

...

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