Montag, 24. April 2006

Die Fassade bröckelt

Noch eins der Dinge, die mir Angst machen: Hinter die Fassade eines Menschen zu gucken, durch ein Loch in der sorgfältig aufgebauten Mauer ein Stück zu sehen, dass man dann vielleicht doch lieber nicht gesehen hätte. Was soll man machen, wenn man anfängt zu ahnen, dass die Menschen doch nicht so positiv, nicht so tolerant, nicht so lebenslustig, nicht so unbeschwert - kurz: ganz einfach nicht so - sind wie es schien? Sollte man sich weiter an dieser Illusion festhalten oder sollte man es akzeptieren? Kann man das denn überhaupt so ohne weiteres?
Was, wenn man nach Jahren feststellt, dass ein Mensch doch nicht so ist, wie man immer dachte? Was, wenn man nach Jahren feststellt, dass ein Mensch einem doch nur etwas vorgespielt hat, vorgegeben hat etwas zu sein, was er eigentlich doch nicht ist? Sollte man die Schuld bei diesem Menschen oder nicht doch eher bei sich selbst suchen, weil man auf diese Illusion reingefallen ist? Und wie schafft es ein Mensch über Jahre hinweg diese Fassade selbst gegenüber guten Freunden aufrecht zu halten? Was für einen Sinn macht es denn überhaupt sich mit anderen Menschen auseinanderzusetzen, wenn sie sich einem doch nie ganz zeigen, man immer nur ein verzerrtes Bild hat, vorallem, wenn man das wirkliche Bild gar nicht sehen will?
Und warum gibt es soviele Fragen, auf die mir niemand Antworten geben kann?

Passive Gedanken

Ach, ich weiß auch nicht. Irgendwie nervt mich diese totale Passivität mal wieder. Das Gefühl, dass man nichts tun kann, auch wenn man es wollte, ist irgendwie mal wieder total deprimierend. Hm ... na gut, vielleicht kann man ja doch was tun, wenn man es denn wenigstens versuchen würde. Aber woher soll man dann auch noch wissen, was das richtige ist? Und ob nicht vielleicht aktives Handeln alles schlimmer macht?

Und warum kann man diese dämlichen Gedanken eigentlich nicht abstellen? Langsam habe ich echt so die Schnauze voll von Gedanken, die sich sowieso nur im Kreis drehen, das glaubt mir wirklich keiner ...
Hm ... vermutlich werde ich mir in ein paar Monaten oder vielleicht auch nur Tagen, sollte ich das hier alles nochmal zu Gesicht bekommen, selbst an den Kopf packen und mich fragen, wo dieser ganze Schwachfug herkam. Aber im Moment sind das eben so die entscheidenden, tragischen Probleme, die noch unlösbar scheinen. Aber irgendwo ist mir klar, dass all diese Probleme eben doch nicht unlösbar sind - einfach nicht sein können, nicht dürfen - und das ist es eben doch, was weitertreibt. Die Neugier darauf, wie alles weitergeht.

Naja ... vermutlich sollte ich es einfach sein lassen und aufhören meine unausgegoren Gedankengänge, die vermutlich eh nur von dem wenigen Schlaf der letzten Nächte herrühren, hier zu publizieren. Aber das wäre ja langweilig.

Ohnmächtige Vergangenheit

hm ... in dem verzweifelten Versuch mal wieder geistig ein wenig klar Schiff zu machen ... irgendwie tummelt sich in meinem Kopf mal wieder einiges an Gedanken ... muss halt mal wieder der Blog herhalten ...

Zum einen war heute zum wiederholten Male die Vergangenheit irgendwie verdammt präsent. Und das dann gleich in doppelter, naja, eigentlich schon fast dreifacher Hinsicht: zum einen sah ich zufällig ein Mädel, das mindestens zwei Jahre eine gute Freundin war, zu der ich aber seit mittlerweile fast zwei Jahren nurnoch sporadisch Kontakt habe. Naja ... irgendwie ist es halt komisch, wenn man sich plötzlich nichts mehr zu sagen hat.
Als nächstes bekam ich einen Anruf von einem anderen Mädel, mit dem ich im letzten Sommer viel gemacht habe. Ok, sie war nicht immer einfach, es gab einiges an Missverständnissen und ich glaube so sonderlich guten Einfluß hatte sie auch nicht auf mich, aber es war doch immer lustig und ein recht netter Zeitvertreib. Naja ... irgendwie verlor man sich dann doch wieder aus den Augen und irgendwie war es schon merkwürdig auf einmal wieder von ihr zu hören. Und irgendwie ist doch alles noch so wie früher. Die gleichen Probleme, hauptsächlich eben der Mist, den andere Leute erzählen, der irgendwie weitergetratscht wird und am Ende total mutiert am Anfang wieder rauskommt. Bei eingehender Betrachtung bin ich eigentlich doch ganz froh zu sowelchen Menschen nicht mehr so den Kontakt zu haben ...

Etwas anderes, dass mich irgendwie mal wieder so ein bisschen fertig macht ist, dass mir mal wieder bitter bewusst geworden ist, wie wenig man Menschen doch helfen kann. Mindestens die Hälfte meines engeren Bekanntenkreises kämpft mit irgendwelchen Problemen, von denen manche weniger und manche eben mehr tragisch sind. Irgendwie ist es verdammt hart immer nur zuschauen zu können, wie andere immer mehr den Halt zu verlieren scheinen und dabei doch genau zu wissen, dass man nichts wirklich sagen oder tun kann, um zu helfen.

An deinem Grab

Grau in grau,
der Regen fällt.
Plötzlich war das Laub verwelkt.
Plötzlich war das Blut in dir gefrorn.
Plötzlich war es Herbst.
Die Stille drückt,
die Erde schweigt.
Auf dem weg nach unten zeigt
dir die Welt noch einmal ihr Gesicht.
Was wirst du sehn
wenn das Licht erlischt,
wenn der Wind der Zeit
deine Spur verwischt?
Was bleibt von dir
wenn nichts mehr ist?
Nur die gottverdammte angst
dass man dich vergisst.

Wer wird an deinem Grab stehn?
Wem wirst du wirklich abgehn?
Wem wirst du wirklich fehln?
Wer wird um dich trauern?
Wer wird deinen Tod bedauern?
wenn du nicht mehr bei uns bist?
Wer wird echte Tränen weinen?
Wer wird gar nicht erst erscheinen?
Wem wirst du wirklich fehln?
Wer wird sich nach dir sehnen?
Wie viele echte Tränen
fallen dann auf dich herab?

Wem glaubst du wirst du wirklich fehln?
Wer wird noch in Jahren von dir erzähln?
Wem glaubst du gehst du wirklich ab?
Wer glaubst du steht an deinem Grab?
Die Stille drückt,
die Erde schweigt.
Auf dem Weg nach unten zeigt
dir die Welt noch einmal ihr Gesicht.
Was wirst du sehn
wenn das licht erlischt,
wenn der Wind der Zeit
deine Spur verwischt?
Wer ist bei dir
wenn deine Stunde schlägt,
wenn sich die Ruhe
sanft um deine Schultern legt?

Megaherz

Mittlerweile ist irgendwo wieder die nötige Distanz da, um für mich selbst herauszufinden, was mich an diesem Lied eigentlich so fertig gemacht hat. Es ist definitiv nicht die scheinbare, eigentliche Botschaft des Liedes, sondern viel mehr etwas untergründiges. Vielleicht sollte oder könnte man es als schlechtes Gewissen bezeichnen. Obwohl es das nur zum Teil trifft. Auch mal wieder die unerwartete Konfrontation mit verdrängten Dingen.

Hm ... ok, ich glaube zumindest über letzteres hatte ich mich direkt anschließend schonmal ansatzweise ausgelassen, darum bleiben wir doch (erstmal?!) mal bei dem schlechten Gewissen. Irgendwie macht es mich doch betroffen, wenn mir nach ein oder zwei Wochen auffällt, dass ich so lange nicht mehr an einen Menschen gedacht hab, obwohl er doch so lange in meinem Leben war. Oder wenn ich mal Revue passieren lasse, wie oft ich ihn die letzten 3 Jahre besucht hab. Ich schäme mich fast es zuzugeben, aber ich kann diese Besuch fast noch an beiden Händen abzählen. Ich bin mir sicher, dass ich diesen Menschen nie ganz vergessen werde, aber es macht doch irgendwie traurig zu sehen, wie schnell man jemanden - zumindest zeitweise - aus seinen Gedanken verbannen kann. Hinzukommt, dass man sich an ganz banale Dinge wie die Stimme langsam aber nicht mehr erinnern kann und irgendwie ... weiß auch nicht. Mich macht es manchmal eben fertig.

Vermutlich ist das nicht einmal etwas, wegen dem man ein schlechtes Gewissen haben müsste, denn wahrscheinlich ist es ganz einfach ein normaler Prozess, dass man nicht mehr ständig an jemanden denkt, der nicht mehr da ist. Gewisse Leute verstehen es aber wirklich hervorragend einem ein schlechtes Gewissen in gewissen Situationen zu machen. Meine Oma beispielsweise hat es sich zur Gewohnheit gemacht bei jeder Familienfeier entweder zu erzählen, wann sie das letzte mal auf dem Friedhof war oder hingeht oder sonst irgendeine Geschichte über ihn zu erzählen. Irgendwie drückt das dann doch immer die Stimmung und in so welchen Moment frag ich mich, ob es fair ist glücklich zu sein und zu feiern. Aber mal ehrlich: Was soll man denn machen? Ich glaube nicht, dass er gewollt hätte, dass wir ewig um ihn trauern und nie wieder glücklich werden.
Aber ok ... diese "Er hätte es nicht gewollt"-Sätze verfehlen ihre Wirkung ohnehin meistens.

Tja ... was will man machen? Das einzige was scheinbar doch hilft ist die Zeit und drüber zu reden ... anfangs fiel es mir schwer drüber zu reden ohne anzufangen zu heulen, mittlerweile ist es besser. Vielleicht weil ich mittlerweile auch nur noch selten darüber rede und kaum jemandem die wirklich "ganze" Geschichte erzähle. Das warum ist in dem Fall auch eigentlich recht simpel. Ich denke mal, alle Menschen die sie hören wollten haben sie gehört und ansonsten trete ich das Thema generell eher weniger gerne platt, weil ich immer das Gefühl dabei habe, dass andere denken könnten, dass ich das nur erzähle um Mitleid zu bekommen.
Aber irgendwo hab ich mich mit der Situation eben abgefunden und es gibt da auch eigentlich nichts zu bemitleiden. Ach ... ich weiß auch nicht. Ist halt nach wie vor ein schwieriges Thema, bei dem es mal wieder verdammt schwer fällt die Gedanken zu ordnen und sie in Worte zu fassen.

HG

Dreh dich um,
dreh dich um.
Vergiß deine Schuld, dein Vakuum.
Wende den Wind, bis er dich bringt
weit zum Meer.
Du weißt, wohin.

...

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