Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
Nur vor dem Tod derer, die mir nah sind.
Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
Allein im Nebel tast ich todentlang
Und laß mich willig in das Dunkel treiben.
Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
Der weiß es wohl, dem dieses wiederfuhr
Und die es trugen, mögen mir vergeben.
Bedenkt: Den eigenen Tod, den stirbt man nur,
Doch mit dem Tod der anderen muß man Leben.
Mascha Kalèko
Gelesen und festgestellt, dass das mal wieder genau das trifft, was mir hin und wieder mal durch den Kopf geht.
plueschhase - 23. Jun, 23:39
Ich erinnere mich noch schemenhaft, wie eine gute Freundin sich vor ein paar Jahren bei mir ausheulen wollte, weil ihre Eltern sich trennten. Ok, ich war jung, aber ich muss auch eingestehen, dass ich sie damals einfach nicht verstand. Ich konnte nicht nachvollziehen, was in ihr vorging, wie sie sich fühlte. Das änderte sich schlagartig, als meine Eltern sich ebenfalls trennten. Plötzlich war das Verständnis und damit wohl auch die gemeinsame Basis gegeben. Plötzlich war da etwas, worüber man sich austauschen konnte.
Was ich damit sagen will ist eigentlich nur, dass ich ungemeine Probleme damit habe, mich in die Lage von Personen zu versetzen, die in Situationen sind, in denen ich selbst noch nie war. Die Floskel "Ich kann mir vorstellen, wie es dir geht." liegt da meistens schnell auf der Zunge, aber seit einer Weile gebe ich mir Mühe sie runter zuschlucken, weil sie in vielen Fällen eine glatte Lüge wäre. Generell sind Floskeln und gut gemeinte Ratschläge schnell zur Hand und ausgesprochen, bevor man länger darüber nachgedacht hat. Aber bei eingehender Betrachtung hilft meistens weder das eine, noch das andere.
Erstaunlicherweise bringt mich diese Erkenntnis aber nicht dazu davon gänzlich Abstand zu nehmen. Jedesmal wenn mir jemand sein Leid klagt bin ich versucht die üblichen hohlen Phrasen anzubringen und Ratschläge zu geben, von denen mir selbst gleich schon von Anfang an klar ist, dass sie ein wenig realitätsfern sind und eher in eine Seifenoper als in das wahre Leben passen. Mir ist mittlerweile klar, woher diese fast schon reflexartige Handlung kommt. Wenn jemand zu mir kommt und von einem Problem erzählt, dann habe ich fast immer auch das Gefühl, dass man von mir erwartet, dass ich es löse oder bei der Lösung zumindest tatkräftig mithelfe. Außerdem könnte schweigendes Zuhören eventuell als Desinteresse gewertet werden. Aber mittlerweile frage ich mich, ob bloßes Zuhören manchmal nicht doch das richtige ist. Den Gegenüber seinen Kummer von der Seele reden lassen und hoffen, dass er gar nicht mehr will. Nicht erwartet, dass man seine Probleme löst.
Aber ich glaube anschließend würde ich mich noch mehr als Versager fühlen. Bei gut gemeinten Ratschlägen ist die Chance das sie fruchten vielleicht minimal, aber es besteht immer noch die kleine Hoffnung, dass sie es tun.
plueschhase - 23. Jun, 17:36
Hätte ich nur ein Luftgewehr,
dann wäre das gar nicht schwer.
Der Gedanke kam mir auch vor ein paar Tagen, als ich morgens im Bett lag und eine Mischung von Baulärm und Vogelgezwitscher es unmöglich machte wieder in den Schlaf zu finden.
plueschhase - 23. Jun, 13:44