Samstag, 22. Juli 2006

Von Steinen und Denkmälern, Regenschirmen und Automaten

Die "Ostwestfalenlippe-Sightseeing-Tour" für dieses Jahr wohl in der letzten Woche erledigt. Mittwoch waren die Externsteine und der Hermann dran und heute der Herforder Bismarkturm.

Die Externsteine waren schon für sich eine äußerst lustige Sache, weil die Klofrau es für nötig hielt mir etwas von ihren Mückenstichen und meinem Sonnenbrand zu erzählen und uns sogar einlud uns zu ihr auf eine Bank zu setzen. Klar, was gibt es schöneres, als unweit der Toilettenhäuschen einen Nachmittag zu verbringen?
BrueckeAnschließend mussten wir feststellen, dass die Extersteine besteigen pro Person einen Euro kostet. Da wir aber schon den weiten Weg gewagt hatten, ließen wir uns auch davon nicht abhalten. Nachdem wir dann beim Aufstieg des ersten Steines mit einer sehr vertrauenswürdig wirkenden Holzbrücke konfrontiert wurden, nahm ich dann auch abstand davon auch noch auf den zweiten zu kraxeln.
Sehr lustig war auch der Mensch, der allen Umstehenden erklärte, dass er nun mit seinem hellblauen Regenschirm von einem der Steine springen wolle.

Der Besuch zum nahegelegenen Hermann verlief ähnlich lustig. Auf dem Weg vom Parkplatz zum Denkmal entdeckten wir einen äußerst lustigen Automat, der Bilder machte und enem die Möglichkeit gab innerhalb von drei Minuten lustige Dinge wie Schilder, Waffen oder Helme in das Bild reinzubasteln. Der ganze Spaß kostete zunächst mal zwei Euro, doch als die drei Minuten abgelaufen waren, stürzte plötzlich der Automat ab, so dass uns nichts anderes übrig blieb, als das Bild abzufotografieren und uns mit dem Ergebnis zufrieden zu geben.
HermannBild
Das was wirklich deprimierend war, war dass der Automat auch bei den folgenden Reisegruppen nicht mehr funktionierte und unser Bild auf dem Bildschirm blieb. Auf dem Rückweg vom Hermann schlug das Ding dann auch noch Alarm, aber naja ... wir waren es ja nicht. :D

Heute war dann der Bismarkturm dran, obwohl das eher unspektakulär verlief.

Schlechtes Gewissen

Und mal wieder ist da das schlechte Gewissen. Zumindest heute hätte man doch zumindest auf den Friedhof gehen können, ja eigentlich schon fast müssen. Aber irgendwie waren da andere Dinge doch wieder im Weg. Zu lange geschlafen, viel zu warm, um den eigentlich gar nicht so weiten Weg zum Friedhof zu wagen, über Friseur- und Tantenbesuch zwischenzeitlich auch einfach verdrängt und irgendwie auch viel zu sehr mit mir selber beschäftigt.
Und doch erscheint mir das alles so vorgeschoben.
Aber andererseits: Macht es wirklich einen Unterschied, ob ich an seinem Grab stehe oder wo anders an ihn denke? Merkt er überhaupt noch, dass ich an ihn denke, dass er uns fehlt? Und wenn ja, hat es dann irgendeine Bedeutung für ihn, ob ich das auf dem Friedhof oder sonst wo tue? So wie ich ihn in Erinnerung habe, würde ich eindeutig nein sagen.
Und doch fühlt es sich gerade so falsch an nicht hingegangen zu sein. Weil "man" eben sowelche Jahrestage zu würdigen hat, an ihnen zum Friedhof pilgern muss, um den Verstorbenen zu gedenken. Aber ich bin eben nicht "man". Ich mag den Friedhof einfach nicht und es gibt mir auch nichts vor einem Stein zu hocken.

Was mir gerade noch dazu in den Sinn kommt: Man hört oder liest ja immer wieder von Menschen, die behaupten, dass sie immer, wenn ein naher Verwandter verstorben ist, das Gefühl hätten, dass er gar nicht tot sei und gleich durch die Tür kommen müsse. Komischerweise hatte ich dieses Gefühl nie. Mir war von Anfang an klar, dass er tot ist und auch nie wieder kommt. Außer in sowelchen Momenten, wenn mein großer Bruder ans Telefon geht und sich meldet. Durch die Wand klingt es manchmal wirklich wie er und anfangs habe ich wirklich fast jedes mal gestutzt, bis mir klar wurde, dass es nur Ben ist.

Irgendwie krass, dass es jetzt drei Jahre sind. Auf der einen Seite kommt es mir soviel länger vor, aber irgendwie eben auch nicht. Manchmal versuche ich mich an seine Stimme zu erinnern, an sein Lachen, an den Camelgeruch, der immer wenn er zu Hause war durchs Haus zog. All das war schneller weg, als man denkt.
Ich weiß noch, wie es mir einmal, als ich mit Jana ein altes Heimvideo anschaute, die Tränen in die Augen trieb, als er ins Bild war oder viel mehr seine Stimme zu hören war.
Aber vielleicht sollte man die Toten einfach ruhen lassen, sich damit abfinden, dass sie nicht mehr da sind und auch nicht wiederkommen und hoffen, dass dieser sanfte Schleier der seeligen Erinnerung bald auch auf das letzte bisschen Schmerz legt.

...

Es gibt Menschen, die einem eigentlich egal sind oder es zumindest sein könnten und es tut weg, wenn es ihnen schlecht geht. Es gibt Menschen, die sind einem wichtig und es tut weh, wenn es ihnen nicht gut geht. Es gibt aber auch Menschen bei denen es nicht weh tut, obwohl sie wichtig sind. Oder man zumindest glaubt, dass sie wichtig sind.
Warum ist das so? Weil sie einen nicht ständig darauf stoßen, dass sie ein Problem haben und man es deshalb einfach ignorieren kann? Weil sie einem eigentlich egal sind und man nur versucht sich einzureden, dass sie wichtig sind, weil sie es eben schon immer waren und auch bleiben müssen? Weil einem ihre Probleme nicht groß genug erscheinen und sie deshalb aus einer recht subjektiven Perspektive kein Recht darauf haben, dass es ihnen schlecht geht?

HG

Dreh dich um,
dreh dich um.
Vergiß deine Schuld, dein Vakuum.
Wende den Wind, bis er dich bringt
weit zum Meer.
Du weißt, wohin.

...

Der Trend geht zum Zweit­blog.

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