Dienstag, 13. Februar 2007

Von Gräbern und Geburtstagen

Irgendwie schon merkwürdig, wenn man schon den ganzen Tag desöfteren anfangs unbewusst eine Melodie pfeift oder summt und sich plötzlich dran erinnert, woher diese Melodie stammt. Er hat sie früher immer gepfiffen. Und noch ein wenig merkwürdiger wird es dann, wenn einem klar wird, welcher Tag heute ist. Sein Geburtstag. Fünfzig wäre er geworden.
Ich erinnere mich noch gut an den letzten Geburtstag, den er miterleben durfte, den vor drei Jahren: Damals war alles was er wollte, seinen 48. noch miterleben zu dürfen. Und ich war fast bis zum Ende davon überzeugt, dass er das auch schaffen würde.

Meine Großmutter wärmte letztens auch wieder eine ähnliche Erinnerung auf. Er habe wohl "immer" schon gesagt, dass er an seinem 50. Geburtstag an einem Herzinfarkt sterben wolle, worauf mein Opa einwarf, dass "immer" auch erst das letze halbe Jahr gewesen sei.

Und an Tagen wie heute tun die Erinnerungen gar nicht mal allzu böse weh. Es fühlt sich zwar immer noch merkwürdig an, aber irgendwie gibt es keinen Zwang mit jemandem drüber zu reden. Das hat wohl auch viel damit zu tun, dass ich gestern nicht gezwungen war beim Kaffeetrinken anlässlich des Geburtstages meines Bruders anwesend zu sein. Dort fällt die letzten drei Jahre nämlich überlicherweise mindestens einmal irgendeine Bemerkung darüber, was Martin heute bestimmt tun würde, was er irgendwann mal getan hat oder irgendwelche Neuigkeiten über sein Grab. Und vorzugsweise kommen diese Bemerkungen dann von meiner Oma. Nicht das ich etwas dagegen hätte mich zu erinnern, eher im Gegenteil, dass tue ich wohl manchmal wirklich zu selten. Aber es geschieht immer in so einem anklagenden Unterton, so als wolle sie damit sagen "Er ist tot und ihr seid trotzdem fröhlich".

Und ich kann mich immer noch nicht entscheiden, ob ich ein schlechtes Gewissen haben muss, dass ich nicht an seinem Grab war.

...

Ich wünsche, dass Du recht hast, das wäre tröstlich,
dann weißt Du ja jetzt, ich vergesse Dich nicht.
Wir haben gestritten, uns angebrüllt,
uns weh getan, Fehler gemacht,
doch verzeihen, versöhnen, den anderen verstehen,
hast Du mir beigebracht.

...

Glaube mir, Papa, ich behalte Dich lieb.

Pur

Freundschaften und die Schuldfrage

Was tut man eigentlich, wenn man nach einem Jahr mit wenig Kontakt feststellt, dass man scheinbar doch den Draht zu einer Person verloren hat? Gibt man sich selbst die Schuld, weil man selbst nicht alles getan hat, um diese Freundschaft aufrecht zu halten oder macht man es sich einfach und schiebt die Verantwortung auf den anderen, weil der ja nie Zeit hatte? Oder sucht man vielleicht den Mittelweg?
Und mal unabhängig von der Schuldfrage, was macht man nun dagegen? Hat man eine Möglichkeit etwas zu tun? Und was vielleicht noch viel wichtiger ist, was zieht man da nun für Konsequenzen raus? In Zukunft keine Freundschaften mehr so schleifen zu lassen? Oder ist es einfach unabänderlich, dass man sich mit der Zeit auseinander entwickelt, wenn man nicht mehr die Zeit hat für einander, um gewissermaßen auf dem selben Stand zu bleiben?

Und warum habe ich in diesem bestimmten Fall eigentlich seit gestern das Gefühl, dass man versucht mir die Schuld in die Schuhe zu schieben? Na gut, ich gebe ja zu, dass ich da einen Geburtstag vergessen habe, aber früher war es ja auch immer irgendwie möglich sich zumindest einmal im Monat zu melden.

Die Ruhe vor'm Sturm?!

Manchmal hat so eine Grippe, die einen gnadenlos niederknüppelt, schon ihre Vorteile. Beispielsweise lähmt sie die Gedanken soweit, dass man gar nicht mehr fähig ist zu grübeln, selbst wenn man es denn wollte.
Aber vielleicht gibt es ja auch ausnahmsweise einfach einmal nichts, worüber man nachdenken muss. Alle ... nennen wir sie mal unvorhergesehenen Komplikationen halten momentan angemessenen Abstand zu mir und ich kann nicht einmal behaupten, dass mich das sonderlich unglücklich macht. Aber nur weil gerade niemand seine Probleme zu mir trägt, heißt das wohl nicht, dass niemand mehr Probleme hat.
Wobei "niemand" auch falsch gesagt ist. Schließlich wurde mir gestern erneut deutlich gemacht, dass es nicht für alles eine Lösung gibt, dass man manchmal gar keine andere Wahl hat, als hohle Phrasen aufzusagen und zu hoffen, dass zuhören hilft.

Ich weiß auch nicht. Warum nicht einfach einmal akzeptieren, dass die Menschen schon zu mir kommen werden, wenn sie etwas wollen und aufhören sich Gedanken zu machen, die ohnehin niemand braucht? Warum nicht den vorläufigen Waffenstillstand zwischen dem Leben und mir annehmen, sondern weiterhin darauf warten, dass die Wolken sich wieder vor die Sonne schieben? Vielleicht weil es unausweichlich ist, dass sich die Sonne wieder verdunkelt und ich mich in der Rolle des Pessimisten mittlerweile einfach zu Hause fühle, so dass es schwer ist, sie für längere Zeit aufzugeben.

HG

Dreh dich um,
dreh dich um.
Vergiß deine Schuld, dein Vakuum.
Wende den Wind, bis er dich bringt
weit zum Meer.
Du weißt, wohin.

...

Der Trend geht zum Zweit­blog.

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