Ja, vielleicht sind wir Menschen nur dazu geboren,
um ruhelos zu suchen bis zum Schluss.
Auch ich habe irgendwann einmal etwas verloren,
was mir fehlt und was ich wiederfinden muss.
Hannes Wader
night shadow - 20. Mai, 17:28
Es ist ein beschissenes Gefühl, wenn alle Bewältigungsstrategien versagen. Verdrängung, Selbstbetrug, Einmauern, Gedankenflucht.
Und dann kam der Moment, in dem mir jemand vollstes Verständnis entgegenbrachte und sich als einer der wenigen in meine Gedankenwelt einfühlte: "Ist bestimmt hart, wenn man so dermaßen den Boden unter den Füßen und das Ziel vor Augen verliert". Ich nickte lächelnd, sagte: "Ach, das wird schon irgendwie" und habe mir selbst nicht mehr geglaubt.
Mein Leben zerfasert und ich sitze hier wie gelähmt und schaue dabei zu, wie der Wind die einzelnen Fäden davon weht, unfähig dem Zerfall Einhalt zu gebieten.
Mir scheint, als blieben mir zwei Möglichkeiten: Mich für das Studium entscheiden, den Arsch hochkriegen und mich nicht weiter in dieser depressiven Selbstmitleid-Tour zu verlieren oder aber das Studium hinzuschmeißen und irgendetwas anderes tun, was ein bisschen mehr Zufriedenheit verspricht. Bleibt nur nach wie vor die Frage, was das sein könnte.
night shadow - 17. Mai, 01:20
Der Nachhausebring-Service am Sonntagnachmittag versagte kurzfristig. Während des Telefonats übersah er mich, weil "das Handy im Weg war" und bog falsch ab. Gestikulierenderweise machte ich auf mich und den Fehler aufmerksam, er drehte.
"Hättest doch mal was sagen können."
"Ähm, kann ich ahnen, dass du mich vergisst? Ich sitze neben dir, ich dachte, meine physische Anwesenheit reicht aus, damit du daran denkst, dass du mich noch wegbringen wolltest."
"Wenn ich telefoniere, dann musst du mir sowas sagen. Überhaupt, du bist in letzter Zeit wirklich still geworden."
Ich schweige. Was soll ich dazu auch sagen?
"Siehst du? Nicht mal jetzt sagst du was."
Ich verziehe hilflos das Gesicht. "Was soll ich denn auch sagen? Ok, ich hätte sagen können, dass du links abbiegen musst. Es tut mir leid." Mich trifft ein irritierter Blick und der bringt mich zum ersten Mal seit Wochen wieder dazu ins Plappern zu verfallen. "Na ja, und ich habe mir halt gedacht: Back to the roots. Wenn ich nichts zu sagen habe, dann halte ich einfach die Schnauze."
"Das ist aber nicht gut. Daran musst du arbeiten. Und so langsam musst du dir auch mal darüber klar werden, was du mit deiner Zukunft anfangen willst."
Ich nicke langsam. "Ich weiß." Es gibt so Momente, in denen kann ich ihn wirklich nicht leiden. Immer dann, wenn er mein gutes Gewissen mimt und glasklar ist, dass er Recht hat.
night shadow - 26. Apr, 22:09
Nie wieder Filme-Trinken mit "WALL·E". Und vorallem nie wieder aus Solidarität und auf Vorschlag der zweiten Frau in der Runde auf das Stichwort "EVE" trinken.
Führt nur dazu, dass die Frauen nach den ersten vierzig Minuten beschwipst sind und die Männer im letzten Viertel des Film, wenn das Stichwort "WALL·E" gefühlte vierzig Mal fällt, irgendwann aufgeben.
night shadow - 25. Apr, 00:46
Vielleicht wird das ja chronisch? Das "ich-kriege-während-des-zweiten-Semesters-kalte-Füße-und-sehe-mich-panisch-nach-Alternativen-um".
Vielleicht würde es von Reife zeugen, wenn ich mich endlich damit abfinden könnte, dass man sich nicht immer nur die Rosinen rauspicken kann (was für eine blöde Metapher, wo ich doch gar keine Rosinen mag).
Vielleicht sind Statistik und Linguistik und Sozialstrukturanalysen und Englisch-Kurse nicht meins, aber wo suche und finde ich dann einen alternativen Karriereplan? Im Moment läuft das doch eher nach dem rigorosen Ausschlussverfahren.
Vielleicht gehöre ich auch einfach zu jener Sorte Menschen, die ihre Zwanziger damit zubringen sinnlos vor sich hinzustudieren und Zeit an Unis totzuschlagen, nur um dann Anfang 30 aufzuwachen und festzustellen, dass man nichts, aber auch gar nichts, auf die Reihe bekommen hat.
"Such dir einen Ausbildungsplatz", sagt Mutti. Ich glaube langsam, dass sie vielleicht Recht hat. Aber ob das etwas an dem Grundproblem ändert? Ich weiß nicht.
night shadow - 23. Apr, 02:26